Zur Geschichte und Gegenwart unserer Loge
Am 09. Dezember 2014 kann die Johannisloge
`Zur Eintracht` i.O. Berlin auf 260 Jahre ihres
Bestehens zurückblicken.
Die Bruderschaft wird dieses Jubiläum vom 05. - 07. Dezember 2014 mit Brüdern verschiedener Obedienzen aus dem In- und Ausland in einer würdigen Festarbeit im Logenhaus, Heerstraße 28, gebührend feiern.
Die "Festarbeit" dieses Jubiläums ist nur Brüdern vorbehalten. Gäste und Schwestern können gerne den großen Teil unserer öffentlichen Veranstaltungen, anlässlich des 260. Stiftungsjubiläums, besuchen. Ob Brüder oder Gäste, bitte fordern Sie unsere Sondereinladung an und melden sich entsprechend (beim Meister vom Stuhl) an.
Die JL `Zur Eintracht` trägt als älteste Tochterloge der Großen National-Mutterloge `Zu den drei Weltkugeln` (GNML3WK) deren Matrikel-Nummer 1 und kann auf einen ereignisreichen wie interessanten Werdegang zurückblicken. Bereits sechs Jahre nach ihrer Gründung ging im Februar 1761 aus ihr die Tochterloge `Ferdinand zur Glückseligkeit` i.O. Magdeburg hervor. Nach deren dunkler Zeit, die vom Nationalsozialismus bis zur politischen Wende 1989 reichte, haben Brüder der Mutterloge `Zur Eintracht` als Patenloge zur neuen Lichteinbringung und Reaktivierung von `Ferdinand zur Glückseligkeit` i.O. Magdeburg maßgeblich mitgearbeitet.
Bereits im 18. Jahrhundert hatten die humanistisch und frei denkenden, toleranten Gründungsbrüder der JL `Zur Eintracht` durch ihre zeitgemäße freimaurerische Arbeit gegenüber ihrer Mutterloge durchgesetzt, dass sie den Status einer regulären und vollkommenen Loge erhielt, die freie ehrbare Männer von gutem Ruf in ihre Bruderkette aufnehmen konnte und in deutscher Sprache arbeiten durfte.
Bekannte Persönlichkeiten dieser Zeit wurden in unserer Bruderschaft zu Freimaurern - u. a. die Verleger Friedrich Voß und Friedrich Nicolai, der Hotelier Lorenz Adlon, der Komponist Franz Liszt, Friedrich Ludwig Großherzog von Mecklenburg-Schwerin sowie im 20. Jh. der Musikenthusiast Ralf-Dieter Sotscheck.
Bruder Ralf-Dieter Sotscheck war 16 Jahre zugeordneter Nationalgroßmeister und 12 Jahre Nationalgroßmeister der Großen National-Mutterloge `Zu den drei Weltkugeln` und ist jetzt Alt- und Ehrennationalgroßmeister der GNML 3WK.
Die Wandlung der Loge wird andauern, immer wird sie jedoch auch ein Spiegelbild der historischen Prozesse ihrer Zeit sein.
Das Wesen der Freimaurerei lässt sich aus verschiedenen Perspektiven betrachten: aus der Innenansicht der Brüder Freimaurer sowie der Außenansicht der Freimaurer auf die `Nicht-Freimaurer`. Daneben existiert aber auch die Sicht der `Nicht-Freimaurer` auf die Freimaurer. Generell ist der Mensch ein nach Erkenntnis strebendes Wesen. Aus diesem Grund hat er sich eine weitere, allgemeingültige, nämlich die wissenschaftliche Perspektive auf die Dinge und das Sein geschaffen. Was wir mittels dieser Betrachtungsweise messen, erkennen und interpretieren gilt uns als objektiv.
Die verschiedenen Perspektiven verdeutlichen auch, was das freimaurerische Logenwesen ursprünglich bedeute: Es war jeweils Ort bzw. Treffpunkt persönlicher Kontakte von aufgeklärten, humanistisch denkenden Männern, Reformern, Literaten sowie von Akteuren der französischen, italienischen und deutschen Aufklärung. Solche Zusammenkünfte waren Börsenplätze für Ideen, waren Vorstufen und Transmissionsstellen von Literaturzirkeln, Verlags- und Gelehrtengesellschaften, die sich den Mitmenschen und dem Vaterland im humanistischen Sinne verbunden fühlten.
Wie definiert sich das freimaurerische Logenwesen aber in der Gegenwart? Es begreift sich als ein wesentlicher Bestandteil unserer modernen Verbändedemokratie, als selbstverständlicher Baustein unserer pluralistischen Gesellschaft. Die aufklärenden Erkenntnisse der Wissenschaften sind in unserer Gesellschaft frei zugänglich in Universitäten, in der Literatur, in den Nachrichten und nicht zuletzt im Internet. Genauso steht Interessierten alles zur Freimaurer im Internet und in der Literatur offen, auch wenn Freimaurer nicht alles erzählen und über sich gerne schweigen.
Ihre Bedeutung als Ort progressiver Impulse scheint der Vergangenheit anzugehören; dennoch sind die Johannislogen nach wie vor eine Heimat für Freimaurer, in der Sie gleichgesinnte humanistisch und tolerant denkende wie handelnde Menschen finden: aufgeschlossene Brüder für positive Haltungen, Brüder, die Mitmenschen helfen und sich aktiv Veränderungen öffnen.
Wenn diese Ideale auch die Ihren sind, können Sie uns gerne als Gast bzw. sogenannter "Suchender" besuchen, um später einen Antrag zur Aufnahme in unseren Freimauerbund zu stellen. Jeder aufgenommene Bruder steht zugleich in einer weltweiten Bruderkette, die geprägt ist durch Humanität und Toleranz. Die Grundhaltung erinnert an Thales von Milet, der den Grundsatz hatte: ´Erkenne dich selbst´( vgl. Apollo-Tempel in Delphi). Die Freimaurerei kann man sich also nicht anlesen, man muss sie tatsächlich erleben und leben. Wir Freimaurer werden jedenfalls unseren Mitmenschen und unserem Vaterland auch in Zukunft auf humanistische Weise treu verbunden bleiben.
Warum aber begegnet die Mehrheit gegenwärtig Begriffen wie ‚Freimaurerei’, ‚Loge’, ‚Rituale’, ‚Männerbund’ etc. eher skeptisch? Die Reaktionen reichen von amüsierter Neugierde, ängstlicher Faszination bis hin zu aggressiver Ablehnung.
Die gegenwärtigen Außenwahrnehmungen der Freimaurerei lassen sich nicht allein mit der Stigmatisierung der Freimaurer in der Zeit der nationalsozialistischen Diktatur und dem Verbot und der Verfolgung (auch in der DDR) erklären.
Vermutlich ist nicht nur das Bild von der Freimaurerei immer noch geheimnisumwittert; auch über die Arbeit der Logen dringt wenig nach außen. Welche Möglichkeiten hat eigentlich ein interessierter junger Mann heutzutage, mit differenzierter Sicht auf die schweigende Bruderschaft der Freimaurer aufmerksam zu werden? Und warum und wie sollte er von sich aus den Weg zu uns finden, um - im besten Falle in einer Johannisloge - vom Bund der Freimaurer aufgenommen zu werden? Denn wir werben - aus guten Gründen - nicht explizit für unseren Bruderbund. Aber wir können durch nützliches Handeln und ehrenwertes humanistisches Verhalten unsere Mitmenschen auf uns aufmerksam machen.
Wir haben schließlich etwas Wertvolles, womit wir uns in die Gesellschaft einbringen. In unserer Zeit, die von Schnelllebigkeit und stetem Wandels gekennzeichnet ist, sind wir Brüder Freimaurer für unsere Mitmenschen da, insbesondere für die, die – wie wir - auf der Suche nach inneren Werten sind. Diese inneren `Schätze` sind das viel beschworene und eigentliche Geheimnis, über das wir Brüder verfügen.
Daraus resultiert auch immer wieder unsere ureigene Aufgabe: nämlich die universellen Werte der Humanität und der Emanzipation jedes Einzelnen auf zeitgemäße Art so herauszuarbeiten , dass sie - im Spiegel der heutigen Zeit - erkannt und gelebt werden können.
Schärfen wir also unseren Blick für die Gestaltung unserer Gegenwart ganz im humanistischen Sinne und wirken auf diese Weise an einer lebenswerten, sinnträchtigen Zukunft mit. Mit dem stolzen Blick auf über 250 Jahre Geschichte unseres Bundes sind uns die Ideale und Leistungen der Brüder vorangegangener Epochen Antrieb und Richtschnur für zukunftsweisendes Handeln.
Tragen wir mit der Fortführung humanistischer Werte verantwortungsbewusst dazu bei, uns drängenden Fragen unserer Zeit zu stellen und an deren konstruktiver Beantwortung mitzuwirken.
Johannisloge ´Zur Eintracht´
Der Meister vom Stuhl